Talentförderung hierzulande nur Momentaufnahmen?
Fußball ist zweifelslos die Sportart Nummer eins. Wie aber wird der Nachwuchs gesichtet? Viele Vereine haben dafür ihre Talenttage, oder laden zum Probetraining ein. Dabei nicht zu vergessen ihre Scouts, die überall dort auftauchen, wo sie Fußballtalente vermuten. Deutschland-weit wird gesichtet, was das Zeug hält - ab der C-Jugend auch schon europaweit. Gladbach hat in München seinen Scout sitzen, wie andere bayerische Vereine beispielsweise in Berlin. Ein flächendeckendes Scoutingnetz ist so entstanden.
Eigentlich dürften hier keine Talente mehr durchs Raster fallen. Aber genau hier ist der Trugschluss. Es wird nämlich nach Sympathie und Antipathie gesichtet. Eigentlich müsste Empathie bei der Auswahl von Talenten vorherrschen. Empathie kann man am besten nach einer indischen Redensart verstehen, „in den Mokassins eines anderen gehen“ – was soviel heißen soll „Urteile nie über einen anderen, bevor du dich nicht in seine Rolle einfühlen kannst, beziehungsweise seine Perspektive und Begabung kennst. Außerdem wird darunter die Fähigkeit verstanden, auf andere Werte und Normen einzugehen. Fehlt Empathie bei der Talentsichtung im Verein oder Verband fallen reihenweise Talente durchs Fußballraster. Nur so ist es zu verstehen, dass gerade jetzt im Jugendfußball wieder für die kommende Saison massiv gesichtet wird. Was heißt: Talente werden reihenweise aussortiert.
Auffangnetz für aussortierte Spieler nicht vorgesehen
Es wäre jedoch ein Leichtes diese Spieler in einer Art „Aufbauteam“ zu stecken und die Entwicklung der einzelnen Akteure abzuwarten. Daran haben die wenigsten Vereine Interesse, was eigentlich unverständlich ist, den sie stehen in der Verantwortung. Andere Praxis bei Red Bull Salzburg, der mit Nachbarvereinen zusammenarbeitet, und dort seine Spieler abstellt. Sie werden weiter beobachtet und später oft zurück geholt. Jugendliche entwickeln sich unterschiedlich, zudem haben wir eine nicht günstige Alterseinteilung im Jugendfußball, die Frühgeborene der ersten Jahreshälfte oft bevorzugt. Was bleibt ist Eigeninitiative. Eltern müssen versuchen auf privaten Ausbildungswegen ihrem talentierten Sprössling eine gute Fußballausbildung teilwerden zu lassen.
Bald Fußballausbildung im Sportali-TEST
Aber Vorsicht, viele Ausbilder haben bereits mehr Dollarzeichen als Fachkompetenz vor ihrem inneren Auge. Manche Fußballangebote sind schlichtweg zu teuer und halten nicht, was sie versprechen. Allerdings gibt es auch wertvolle Zusatzausbildung, die Sportali ab der kommenden Saison hier vorstellen wird. Gute Laufschulen und Speedtrainings machen hier den Anfang. Wir testen Fußballschulen und Internate, es wird zudem der Ausbildungsverein schlechthin gesucht. Wird 1899 Hoffenheim, Freiburg oder VfB Stuttgart das Rennen machen? Wobei Werder Bremen mit Trainereinkauf Dutt sicherlich auch interessant werden wird.
Anforderungen an Juniorenfußballer emens
„Wir suchen immer nach Talenten“ hört man den Jugendscout in der Runde sagen. „Der ist wirklich talentiert“ sagt der Trainer über seinen Schützling. Aber was bedeutet eigentlich „talentiert sein“? Wie kann Talent erkannt und der jeweilige Juniorenspieler richtig eingeschätzt werden?
Betrachtet man E-Jugend-Spieler wie Markus (9), liegt das Hauptaugenmerk vor allem auf dem Umgang mit dem Ball. Wie sauber ist seine Pass- und Schusstechnik. Welche Tricks und Finten beherrscht er. Und vor allem beherrscht er diese Techniken mit beiden Füßen oder hat er nur einen starken Fuß. Darüber hinaus kennzeichnen seine Bewegungsabläufe seine Fähigkeiten. Je nachdem wie rund, ökonomisch und schnell seine Bewegungen sind, lässt sich deutlich auf seine Koordination und Schnelligkeit schließen. Um dieses Niveau überhaupt erreichen zu können, braucht es eine gute Gesamtausbildung und dies bereits ab der F-Jugend mit sechs- oder sieben Jahren.
Bei Jonas (12), sieht das als D-Jugendlicher schon wieder etwas anders aus. Fertigkeiten am Ball und ein entsprechendes körperliches Niveau bezüglich Koordination und Schnelligkeit sind zwar relevant, werden aber in diesem Alter in einem gewissen Maß vorausgesetzt. Jonas muss in seinem Alter zusätzlich eine gewisse Spielintelligenz besitzen. Übersicht, Verhalten bei Ballbesitz, Verhalten in der Rückwärtsbewegung. Taktisches Verhalten individuell und im Team spielen ebenfalls in seiner Bewertung eine wichtige Rolle. Die Fertigkeiten, die Markus besitzt, muss Jonas bereits größtenteils beherrschen und im Spiel anwenden können. Taktisches und spielerisches Verhalten kann er so erst entsprechend umsetzen.
Das mit der Schnelligkeit ist so eine Sache
Gerade individuelle Fähigkeiten wie Schnelligkeit kennzeichnen einen talentierten Fußballer. Die grundsätzlichen Voraussetzungen dieser Komponente sind aber bereits angeboren und können nur in bestimmtem Maße trainiert werden. So hebt sich ein Spieler mit sehr guter Grundschnelligkeit bereits von manch anderem ab. Aber reicht alleine Schnelligkeit schon aus, um talentiert zu sein?
Sportali denkt, es gehört mehr zum talentierten Fußballer. Gute koordinative Fähigkeiten im Sinne von runden, vielseitig flüssigen Bewegungen und eine gute, beidfüßige Ausbildung am Ball bilden die Basis, auf der später aufgebaut wird. Dementsprechend früh müssen sie fundiert und vielseitig ausgebildet sein. Keine Rolle bei der Talentsichtung spielen Ausdauer und Kraft, da beide Fähigkeiten in jungem Alter noch kaum relevant sind und erst ab der Pubertät leistungsrelevanter Faktor werden. Darüber hinaus lassen sich diese Fähigkeiten auch später problemlos trainieren und aneignen.
Mit Verantwortung sorgsam umgehen
Wie kann man die beschriebenen Kriterien in einem Fußballspiel über 90 Minuten endgültig beurteilen? Oder in einer Sichtung? Gerade bei einmaligem Beobachten von Nachwuchskickern lassen sich nur Tendenzen der einzelnen Fähigkeiten erkennen.
Schnelligkeitsvoraussetzungen lassen sich noch mit am deutlichsten erkennen. Anders sieht es bei technischem Können, Spielübersicht und Bewegungsabläufen aus. Wie stabil und grundsätzlich gut ausgebildet dieses Können bei einem Spieler ist, lässt sich nur über mehrfaches Sichten und Beobachten wirklich beurteilen. Nur so kann man ein Tageshoch von einem wirklichen Talent unterscheiden.
Tagesform, Laune, Ehrgeiz und vor allem der Druck können Spieler in ihrem Können stark beeinflussen und so den besten Spieler abschnittsweise eine ganze Klasse schwächer aussehen lassen.
Ein schmaler Grat für einen Scout, der wohl eine Mischung aus sehr geschultem Auge und hellseherischen Fähigkeiten besitzen muss. Auf keinen Fall sollte der Fehler bemacht werden nach 90 Minuten ein abschließende Beurteilung abzugeben. Sportali ist der Auffassung ein wahres Talent muss mehrfach und über einen längeren Zeitraum beobachtet und damit gesichtet werden. Natürlich Ausnahmen bestätigen die Regel, aber von Ausnahmetalenten war hier nicht die Rede, da sie eben zu selten auftreten.
Facebook Nachricht
Natürlich ist der Dialog zwischen Scout, Verein, Spieler und Eltern immer am besten. Martin Haumer aus Österreich, verdient zwar kein Geld mit Scouten, ist aber mit Leib und Seele Fußballexperte und hat einen wunderbaren Aspekt auf facebook mit eingeworfen, den wir unseren Usern nicht vorenthalten wollen: "Hole mir Infos von gleichaltrigen Talenten, die wissen schon welcher Jahrgang gut ist, welches Talent stark ist....weil sie ja auf Turnieren, Schülerligen, Meisterschaften....sehr oft gegeneinander spielen. Dabei sind sie ehrlcher als jeder Erwachsener. Also wenn ich wenn ich damit Geld verdienen würde, dann würde ich hauptsächlich sehr viel mit den Kindern, oder generell mit den Leuten sprechen. Und noch ein Punkt wird hier nicht erwähnt. Weiss ned ob das in Deutschland auch so gemacht wird, in St.Pölten sind sehr oft die Schiris Scouts für die AKA in St.Pölten. Wenn jemand sehr positiv auffällt, dann schreiben die ihn aufn Zettel."
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Viele Vereine wollen nun genau diesen Weg gehen
Erst einmal ein Lob: Mit Begeisterung lese ich immer wieder Artikel auf Eurem Portal. Ich bin selber Vater eines „talentierten" Kindes und die Entscheidungen die zu treffen sind, fallen einem nicht immer leicht. Dennoch ist mir aufgefallen, dass Eure Artikel immer einen leicht negativen „touch“ gegenüber den großen Vereine haben. Natürlich muss man diesen immer mit gesunder Skepsis gegenüber stehen, dennoch erkenne ich – hier bei uns im Norden – eine sehr positive Veränderung/Entwicklung bei den großen Vereinen. Ich denke der Trend wird in Zukunft genau da hingehen wie Ihr ihn beschreibt. Die Kinder die aus den Lizenz Mannschaften „aussortiert“ werden, werden in anderen Mannschaften aufgefangen. Evtl. wird es in Zukunft gar keine Mannschaften bei den „großen“ mehr geben! Die Jugend wird dann allein in starken „No-Name“ Mannschaften stattfinden. Ob dies dann am Ende das Gleiche ist wie vorher, wird sich zeigen. Ich möchte bloß mal meine positive Meinung und Einstellung gegenüber den „großen“ kundtun. Gruß aus Hamburg!