Andere Blickwinkel gelten alleine für höheren Altersklassen, die nicht in den jungen Alterstufen Anwendungen finden sollten: Der TSV 1860 München ist beispielsweise für seine gute Jugendausbildung bekannt. Trotzdem wechselte der TSV mitten in der vergangenen Saison einen ihrer C1-Trainer aus. Grund: Der Abstieg drohte. Gnadenloser Tabellendruck nötigte die Verantwortlichen zur Reaktion. Abgestiegen sind die Löwen trotzdem. Nun kann man einwenden, dass es sich um Spitzenjugendfussball handelt und andere Gesetze gelten. Mag sein, doch die Tatsache, dass die Tabelle Druck verursacht ist zweifellos erkennbar. So zieht sich der Tabellendruck bereits von der Bundeliga bis in die Jugendfußballspitze.
Bei einem kleineren Verein im Münchner Westen erwartete man beispielsweise von der D1-Jugend in die Kreisliga aufzusteigen, damit der nachfolgende goldene Jahrgang in einer guten Liga spielen kann. Die Mannschaft ist nicht aufgestiegen, der Trainer wurde nicht entlassen. Die Tabelle hat zwar gewissen Aufstiegsdruck verursacht, "aber geschadet hat so etwas noch keinem Fußballer," erzählen mache Trainer am Abend beim Stammtisch. Für die Tabellenbefürworter ist damit der Nachweis erbracht, dass die Tabelle im Jugendbereich keine negativen Auswirkungen auf dir Fußballjugend hat und beibehalten werden soll.
Ganz so einfach sollte es sich die Erwachsenenwelt nicht machen. Unter einen Übermass an Druck leidet die Spielfreude und auch die Klasse des einzelnen Spielers. Jeder der selbst schon eine Mannschaft trainiert hat, weiss, dass er am Tabellenstand gemessen wird. Steht man am Tabellenende, muss man befürchten, als „schlechter Trainer“ angesehen zu werden. Also stellt man seine Mannschaft lieber erfolgsorientiert auf und der Ton wird etwas rauer. Das führt nicht unbedingt dazu, selbstbewusste Fußballer aufzubauen. Zudem geht der Lernerfolg gegen Null.
Eine Tabellensituation als langfristigen Motivator zu sehen, ist bei Kindern unrealistisch. Umgekehrt vergessen sie üblicherweise schnell eine Niederlage. Sie wollen eben dann das nächste Spiel wieder gewinnen. Kinder werden aber von sich aus nie in eine Saison gehen, mit dem Bewusstsein, alles geben zu müssen, um ganz oben an der Tabellenspitze zu stehen. Wenn sie tatsächlich oben stehen, freuen sie sich, mehr aber auch nicht.
Andereseits kennt jeder die Situation von kleinen Fußballern, die ein wichtiges Spiel verloren haben. Die Erwachsenen wundern sich, dass die Kinder nach einer halben Stunde wieder fröhlich sind, als wäre nichts geschehen. Gut, das man jetzt die Tabelle hat, um den Sprösslingen den Ernst der Lage zu erklären. Sportali meint, es wäre gut, wenn es jetzt keine Tabelle gäbe, um das Kindsein auch im Fußball nicht zu stören.
Es lassen sich klare Fälle konstruieren, wo die Tabelle motiviert. Aber meistens wird langfristig das Gegenteil bewirkt. Und wenn es keine Tabellen bis zu D-Jugend gäbe – die Kinder würden sie nicht vermissen – aber bestimmt wir Erwachsenen. Morgen geht es dann mit der Themenwoche weiter.
Tabellen
Aber natürlich müssen Tabellen sein, weil sonst Fussball kein Fussball mehr ist